„Morgen-Mampf“

Kinder an der Hermann-Gmeiner-Grundschule beim Frühstück. Der Rotary-Club Mönchengladbach Gero unterstützt das Projekt.
FOTO: KÖRTING

Viele Kinder gehen morgens aus dem Haus, ohne etwas gegessen zu haben. Der Rotary Club Mönchengladbach Gero fördert das Frühstücksprojekt des Kinderschutzbundes an Grundschulen.

SCHRIEVERS. Am Freitagmorgen um sieben Uhr ist die Welt in Ordnung. Dann beginnen Jessica Wegscheider und Nicole Schemies mit der Vorbeleitung des Frühstücks in der Hermann-Gmeiner-Grundschule. Auch Jessica Wegscheiders neunjährige Tochter Samantha hilft mit. Äpfel, Paprika, Tomaten und Gurken werden aufgeschnitten und auf Tellern arrangiert.

Die Tische im bunt dekorierten Ogata-Raum werden liebevoll gedeckt, Brot, Käse und Geflügelsalami bereitgestellt. Ab halb acht kommen die Kinder zum sogenannten Morgen-Mampf, den der Kinderschutzbund Mönchengladbach ins Leben gerufen hat. Denn leerer Bauch studiert nicht gern.

Bis zu 60 Kinder nehmen das kostenlose Frühstücksangebot jeden Freitag an. Caja sitzt mit Casper, Angelina und Emily am Tisch. Sie hat ihrem Brot mit Hilfe von Tomaten und Gurkenscheiben ein Gesicht gegeben. „Ich esse jeden Freitag hier, weil hier so viele Kinder sind“, erklärt die Zehnjährige. Auch Emily ist regelmäßig dabei. Sie liebt es, sich das Brot gleichzeitig mit Käse und Salami zu belegen. Die Achtjährige weiß, dass viele ihrer Mitschüler nicht frühstücken, wenn es den Morgen-Mampf nicht gibt. Auch sie selbst geht ohne Frühstück aus dem Haus.

Angelika Weitz, Konrektorin der Hennann-Gmeiner-Grundschule, weiß um das Problem. Viele ihrer Schüler frühstücken nicht und kennen manchmal auch keine gemeinsamen Mahlzeiten. „Sie erleben hier das Essen in Gemeinschaft und kommen hinterher entspannt in den Unterricht“, sagt die Pädagogin. „Wir sind froh, dass der Kinderschutzbund den Morgen-Mampf jetzt seit drei Jahren bei uns anbietet.“

Dass der Kinderschutzbund (KSB) das auch weiterhin tun kann in der Hermann-Gmeiner-Grundschule und zwei weiteren Grundschulen in Mönchengladbach ist einer Spende zu verdanken, die Kinderärztin Renate Harnacke als amtierende Präsidentin des Rotary Clubs Mönchengladbach Gero jetzt überreichen konnte.

Mit 4500 Euro ist das Projekt an den drei Grundschulen für ein weiteres Jahr gesichert. „Kinder ohne Frühstück können sich schlechter konzentrieren und bekommen eher Kopf- oder Bauchschmerzen“, sagt die Kinderärztin, die sich als Rotary-Präsidentin besonders die Unterstützung von Kinder- und Jugendprojekten auf die Fahnen geschrieben hat.

Die mangelnde Versorgung der Kinder ist ein Problem, das natürlich nicht alle Familien betrifft, sich aber quer durch die Gesellschaft zieht. Manchmal sind die Eltern so früh aus dem Haus, dass sie sich nicht ums Frühstück kümmern können, manchmal drücken sie den Kindern ‚Geld in die Hand, das in Süßigkeiten umgesetzt wird, manchmal schlafen sie noch, wenn die Kinder das Haus verlassen.

„Es ist erschreckend“, sagt Beate Gothe, ehrenamtliche Vorsitzende des KSB Mönchengladbach. Sie berichtet von einer Projektleiterin, die internationale Hilfsprojekte in Afrika betreut und an einer Schule in Köln die gleiche Bedürftigkeit erlebt hat.wie in Entwicklungsländern.

Warum stehen die Spender nicht Schlange beim Kinderschutzbund?

„Viele können sich die Dimensionen des Problems nicht vorstellen“, sagt Geschäftsführerin Mareike Eßer.
Deshalb fließen die Spenden eher spärlich.

Die großzügige Unterstützung durch den Rotary Club freut die Beteiligten daher umso mehr. „Wir versuchen, den Morgen-Mampf in diesem Jahr noch auf weitere Grundschulen auszuweiten“, sagt Eßer. Die Finanzierung für eine vierte Schule steht. Weitere könnten dazukommen, wenn sich Spender finden.

Autor: Angela Rietdorf / Rheinische Post